Im Jahre 1899 trat der Turnverein Frutigen dem oberländischen Bezirksturnverband bei, und wahrscheinlich erfolgte gleichzeitig oder wenig später der Eintritt in die kantonalen und eidgenössischen Verbände.
Am oberländischen Bezirksturnfest in Spiez 1899 nahm der TVF noch ohne Fahne teil. Aber schon im nächsten Jahr war ein Banner angeschafft. Es kostete Fr. 330.-- und musste zuerst mit privaten Mitteln bezahlt werden. Eine gelungene Vorstellung mitten im Sommer ergab Fr. 380.-- Reinertrag, so konnten auch diese Schulden beseitigt werden. Stolz trug der Fähnrich die neue Fahne ans oberl. Turnfest in Oberhofen.
Im Jahre 1900 erhielt der Turnverein auch seine Statuten. An der Versammlung vom 12. September wurden sie genehmigt, und jeder Turner setzte seine Unterschrift darunter. Artikel 1 enthielt die Ziele des Turnvereins und lautete:
«Der Turnverein Frutigen bezweckt die körperliche und geistige Ausbildung seiner Mitglieder, wodurch Kraft, Gewandtheit und Ausdauer dem Körper, Mut, Willensstärkung und Beharrlichkeit dem Geiste, erstrebt werden. Im Besonderen will er seine Mitglieder zur Hilfe der Nebenmenschen und zum Schutze des Vaterlandes befähigen. Er sucht die nationale Gesinnung unter seinen Mitgliedern zu heben und zur Verbreitung des Turnwesens im Volke sein Möglichstes beizutragen»
1902 trat Adolf Wäfler als Oberturner zurück. Nun folgten sich in ziemlich raschem Wechsel eine Reihe von Oberturnern, was für das Gedeihen des Vereins nicht gerade von guter Wirkung war. Ebenso gab es fleissig Aenderungen im Mitgliederbestand. Mit dem Bau der Lötschbergbahn kamen viele junge und zum Teil gute Turner nach Frutigen, und der Turnverein hatte, wenigstens zahlenmässig, seine Blütezeit, in der er bis zu 40 und mehr Aktive zählte. Aber viel Köpfe, viel Sinne! Verschiedene Differenzen führten dazu, dass am 18. August 1908 ein zweiter Verein, der Bürgerturnverein Frutigen, gegründet wurde. Glücklicherweise erfolgte aber schon am 29. April 1909 die Wiedervereinigung, die den Bemühungen der - damals nur für kurze Zeit bestehenden - Männerriege gelungen war.
Die neu zusammengeschweisste Sektion arbeitete nun fleissig auf das eidgenössische Turnfest in Lausanne hin. Im Gerätewettkampf erreichte sie beinahe das Maximum, über 49 Punkte. Leider versagte gerade die dritte und beste Stufe in den Sprüngen vollständig, so dass es «nur» zum Eichenkranz reichte.
Als dann 1913 der Bahnbau vollendet war, verliessen viele Turner unser Dorf, und der Verein schmolz auf ein kleines Häuflein zusammen. Wohl bemühten sich einige Unentwegte, den Betrieb aufrecht zu erhalten, aber 1915 bis 1917 hörte jede Tätigkeit auf. Mitbestimmend für den Zerfall waren natürlich auch die Kriegsjahre.
Im Januar 1918 erwachte der Turnverein zu neuem Leben. Tierarzt Dr. Fritz Wenger, der durch seine in der Turnzeitung erschienenen Artikel «Ueber die Notwendigkeit von Tummelplätzen zu Stadt und Land» auch weiteren Kreisen bekannt geworden ist, übernahm das Präsidium. Zum Oberturner wurde Hans Lienhardt gewählt. Dieser hatte schon im alten Turnverein seine Sporen abverdient, war gleichsam mit ihm aufgewachsen, da sich ja das Uebungslokal der Turner in seines Vaters Gasthause befand. Schon als Schulknabe hatte er in den Reihen der Aktiven mitgeholfen und 1908 für einige Zeit das Oberturneramt bereits ausgeübt. Mit Leib und Seele war er Turner, und mit grossem Eifer und vieler Mühe brachte er den Verein wieder auf die Höhe. Er hat die längste Wirkungszeit als Oberturner aufzuweisen. Auch nach seinem offiziellen Rücktritt half er mehr als einmal aus, wenn es gerade nötig war. Eine tückische Krankheit hat ihn allzufrüh dahingerafft.
Seit 1918 erfreute sich nun der Turnverein Frutigen einer ziemlich ungestörten Tätigkeit. Verschiedene Präsidenten und Oberturner stellten dem Verein ihre Kräfte in uneigennütziger Weise zur Verfügung und bewältigten ein grosses Stück Arbeit. Einzig während des zweiten Weltkrieges musste der Betrieb wiederholt reduziert werden, da auch die Turnhalle zeitweise andern Zwecken diente.
Im oberländischen Bezirksvorstand war der Turnverein Frutigen zweimal vertreten. Zuerst wirkte Albrecht von Känel einige Zeit als Beisitzer. Dann wurde Hans Lienhardt mit dem Kassieramt betraut, das er manches Jahr inne hatte. Der oberländische Bezirksverband hat ihm für seine Dienste die Ehrenmitgliedschaft zuerkannt.
Der Turnverein wächst und gedeiht weiter. Eine junge Generation ist herangewachsen, die fernerhin die Ideale des Turnens hochhält. Stetsfort ist der Turnverein gewillt, nicht nur seine eigenen Anlässe zu fördern, sondern auch mitzuhelfen an Veranstaltungen allgemeiner Natur, seien sie zur Hilfe an den Mitmenschen oder zur Hebung der nationalen Gesinnung, wie es § 1 der ersten Statuten so schön enthielt.
Als besondere Veranstaltungen möchten wir die oberl. Turnfeste bezeichnen, die hier in Frutigen abgehalten worden sind. Wir entnehmen den jeweils erschienenen Berichten einige Angaben:
Bezirksturnfest in Frutigen am 7. Juni 1903
Vom prächtigen Festwetter begünstigt, nahm das oberländische Bezirksturnfest in Frutigen einen ganz gelungenen Verlauf. Die Beteiligung von Seite der Schwestersektionen war eine schwache; es konkurrierten nur 7 Sektionen: Interlaken, Meiringen, Brienz, Thun-Stadt, Thun-Bürger, Strättligen und Spiez. Um so herzlicherer Aufnahme erfreuten sich die Anwesenden. Morgens 7 Uhr war offizieller Empfang am Bahnhof durch Musik, Ehrenjungfrauen in der Tracht und Ehrenwein. Das Dorf war schön geschmückt, der Festplatz herrlich gelegen. Der Zudrang des Publikums war sehr stark. Mit Interesse wurden die Uebungen der einzelnen Turner an den verschiedenen Geräten verfolgt, und mancher Zuschauer probierte sich ebenfalls an den nationalen Uebungen. Es wurde flott und schneidig gearbeitet. Nach dem Bankett, das in den verschiedenen Hotels verteilt war, formierte sich ein Festzug, dessen malerischer Aufmarsch in der Frühlingspracht noch manchem Teilnehmer in guter Erinnerung bleiben wird. Hr. Nationalrat Bühler hielt die Festrede auf dem Festplatze. Er hiess die Turner willkommen. Er brachte sein Hoch dem teuren Vaterlande. Nachmittags entwickelte sich ein richtiges Festleben. Für die richtige Feststimmung sorgten die Festwirtschaft und die Dorfmusik. Besonderes Wohlgefallen boten die Gesamtübungen. Wegen vorgerückter Zeit musste die Preisverteilung etwas rasch abgetan werden. Der Präsident des Kampfgerichts, Hr. Neuenschwander von Oberdiessbach, drückte seine Befriedigung aus, dankte dem festgebenden Orte für seine Bestrebungen und für den herzlichen Empfang. Er brachte sein Hoch auf das Gedeihen der Turnerei im Oberland und speziell im Frutigland. Der letzte Zug entführte die meisten Teilnehmer.
Präsident des Organisationskomitees war sehr wahrscheinlich Chr. Stoller, Kassaverwalter.
Bezirksturnfest in Frutigen am 25. Juni 1922
Sozusagen vollzählig meldeten sich die Sektionen für das oberländische Bezirksturnfest im Jahre 1922 in Frutigen; von 31 fehlten nur 3, somit waren es 28 Sektionen mit rund 600 Turnern. Drei kleinere Sektionen meldeten sich allerdings im letzten Moment wieder ab. Das Verschieben der oberländischen Turnfeste wegen schlechtem Wetter war bald zur Regel geworden. Auch das Frutigerfest entging diesem Schicksal nicht, indem es zweimal verschoben werden musste und endlich am 25, Juni abgehalten werden konnte. Im Sommer war das eidg. Turnfest in St. Gallen; der Turnplan hatte sich somit nach diesem zu richten. Einzelturnen in allen 3 Gattungen, 2 Kategorien und mit Ausnahme der B-Turner und der Leichtathletik alle einen Zehnkampf. Für die Leichtathletik B = 8 Uebungen. Mit den Leistungen konnte man im Grossen und Ganzen zufrieden sein.
Als Präsident des Organisationskomitees wirkte Notar Bütikofer. Am dritten Sonntag ging alles gut von statten, aber durch die Verschiebung erwuchs dem Turnverein ein Defizit von mehreren hundert Franken.
Oberländischer Bezirksturntag in Frutigen am 23. Juni 1935
An der Abgeordnetenversammlung vom 11. November 1934 wurde in etwas heftig geführtem Kampfe aus den vier Bewerbern der Turnverein Frutigen als festgebende Verbandssektion erkoren. Von diesem Tage an begann die Arbeit; in Frutigen die organisatorische und in den Verbandssektionen die turnerische.
Festprogramm:
Samstag den 22. Juni 1935
15.30 Ankunft des Bezirksvorstandes, anschliessend Besichtigung des Festplatzes
16.30 Sitzung des Bezirksvorstandes im Schulhaus
18.30 Nachtessen im Hotel Simplon
20.00 Sitzung des Bezirksvorstandes mit dem Organisationskomitee
21.00 Sitzung des technischen Ausschusses mit den Chefs im Sektions- und Einzelturnen
Sonntag den 23. Juni 1935
06.30 Ankunft der Sektionen
07.00 Sitzung der Kampfrichter für das Sektions- und Einzelturnen im Schulhaus beim Festplatz
07.30-11.00 Sektions- und Einzelturnen (Kunst, National und Leichtathletik)
10.00 Besammlung und Begrüssung der Ehrengäste und Ehrenmitglieder
11.15 Mittagessen
12.30 Besammlung der Sektionen zum Festzug
13.30 - 15.00 Sektions- und Einzelturnen
15.00 - 16.00 Fortsetzung im Schwingen und Ringen
Freie Vorführungen (Korbballspiel Thun-Steffisburg, Jugendriege
Frutigen, Gesangsvorträge der Sek.-Schule Frutigen)
16.45 Sammlung zu den allgemeinen Uebungen
17.00 Allgemeine Uebungen und Ansprache des Festpräsidenten
17.30 Verkündigung der Resultate
Die endgültige Beteiligung zeigte folgendes Bild.
Sektionsturnen: 22 Sektionen mit 592 Turnern
Einzelturnen: Den Wettkampf beendeten 225 Turner
«Nach längerer Regenzeit endlich wieder einmal ein schöner Tag, der aufheiternd auf die Gemüter wirkte und eine frohe Feststimmung schuf.»
«Die Frutiger haben sich wirklich alle Mühe gegeben, die Oberländerturner freundlich zu empfangen. Schon der Ehrentrunk am Bahnhof mit Musikbegleitung zeugte davon. Den grössten und dauerndsten Beweis echter Turnerfreundlichkeit schuf sich die Bevölkerung Frutigens aber mit der schönen Turnhalle, um die sie viele Oberländerturnvereine beneiden. Habt Dank, ihr Frutiger, für Eure Mühe!»
«Nach dem Mittagessen ging es zur Sammlung für den Umzug. Dieser durch das Dorf hindurch zum Festplatz führende Umzug, in dem nebst den vielen Turnern frohe Kindergruppen, Trachtenmeitschi, Turnerbehörden und Komiteemitglieder marschierten, vermochte ziemlich viel Volk aus der Umgebung Frutigens anzuziehen und warb jedenfalls vorteilhaft für unsere schöne Sache.»
«Indessen war auch die Zeit für die allgemeinen Uebungen herangerückt, die wie immer der Höhepunkt des Festes sind und deshalb auch begeistert aufgenommen wurden. Zwischen hinein brachte der Präsident des Organisationskomitees, Herr Notar Bütikofer aus Frutigen, den Gruss und Willkomm des Festortes. Anknüpfend an den Bezirksturntag im Jahre 1922 in Frutigen, gedachte er derjenigen, die heute aus irgend einem Grunde nicht mehr unter uns sein können und verglich dann die damaligen mit den heutigen Zeiten, die sich trotz grosser Anstrengungen vielerseits nicht bessern wollen. Es fragt sich deshalb, ob es am Platze sei, Feste abzuhalten. Herr Bütikofer ist nicht einer derjenigen, die mit Rücksicht auf die Krise jede Festlichkeit aus der Welt schaffen möchten, weshalb er zum Schluss kommt, dass Feste, wie das heutige, ein Bedürfnis sind ... »
Nach Herrn Bütikofer ergriff der Präsident des Verbandes, Herr E. Neuenschwander, Oberdiessbach, das Wort und richtete einige Worte an die Festgemeinde. Vor allem dankte er dem Organisationskomitee für die treffliche Organisation des Anlasses, der Bevölkerung Frutigens für die freundliche Aufnahme.
m Jahre 1923 hätte der Turnverein sein fünfundzwanzigjähriges Bestehen feiern können. Man redete stark davon und traf auch schon einige Vorbereitungen, insbesondere wurde eine grosse Photographie der Aktiven erstellt; aber zuletzt fand man für gut, die Feierlichkeiten noch etwas zu verschieben. Unterdessen war auch die Vereinsfahne aus dem Jahre 1900 recht mürbe geworden; man durfte sie nur mit der allergrössten Sorgfalt behandeln, wenn sie nicht ganz zerreissen sollte. Wohl oder übel musste daher für ein neues Banner gesorgt werden. Schöne Spenden von verschiedenen Seiten ermöglichten die Anschaffung einer neuzeitlichen und gut wirkenden Fahne, die erstmals am eidgenössischen Turnfest in Genf entfaltet wurde.
In einer schlichten Feier am 30. August 1925 weihte Herr Notar Bütikofer, der dem Turnverein seine Dienste immer bereitwillig zur Verfügung stellte, die Fahne ein, und die Turnvereine Thun-Bürger und Interlaken standen Pate. Bei diesem Anlass wurde auch des 25-jährigen oder eigentlich 27-jährigen Bestehens des Turnvereins Frutigen gedacht.
Lange Zeit musste sich der Turnverein Frutigen mit sehr primitiven Uebungsgelegenheiten zufrieden geben: Tanzsäle, Güterschuppen, private Wiesen, steinige, kleine Turnplätze. Mancher Turner wird, wenn er an Turnfesten oder Kursen schöne Turnhallen und grosse Plätze zu Gesicht bekam, mit etwas neidischem Blick diese Kostbarkeiten betrachtet haben.
Doch auch für Frutigen sollte die Zeit kommen, wo die Platznöte für längere Zeit verschwinden würden. Mit dem Bau eines neuen Primarschulhauses 1930/31 war auch die Erstellung einer Turnhalle verbunden. Drei alte Oberturner und Ehrenmitglieder des Turnvereins: Adolf Wäfler, Hans Brügger und Hans Lienhardt, waren als Mitglieder der Schul- und Baukommission gleichzeitig tätig und halfen ein Werk schaffen, das dem Dorf Frutigen zur Zierde gereicht und ihm alle Ehre macht. Mit der Turnhalle erstand auch ein selten grosser Turn- und Spielplatz. Somit ist in Frutigen die Forderung des einstigen Präsidenten Dr. Wenger nach Tummelplätzen in schönster Weise in Erfüllung gegangen.
Von Anfang an hat der Turnverein die Turnfahrten als schöne Gelegenheit zur Pflege der Kameradschaft ins Tätigkeitsprogramm aufgenommen. Schon im Jahre 1898 wurde die erste Turnfahrt ausgeführt. Es war für die jungen Turner sicher ein Ereignis, als sie zum erstenmal im schwarzweissen Turnerkostüm ausziehen durften. Diese Ausflüge wiederholten sich wahrscheinlich Jahr für Jahr, sei es allein, mit den Feldschützen oder als oberländische Turnfahrt.
In den Jahren 1919, 1920 und 1921 wurde der eidgenössische Turnfahrtenwettkampf durchgeführt. Eine grosse Zahl von Kilometern musste in diesen drei Jahren abgeschritten werden, und es erforderte grosse Anstrengungen und manchen Schweisstropfen, bis der Wettkampf glücklich zu Ende geführt war. Der Lorbeerkranz, der am eidg. Turnfest in St. Gallen mit dem Sektionskranz an die Fahne geheftet werden konnte, war rechtschaffen verdient.
Ueber verschiedene grössere Turnfahrten bestehen noch besondere Berichte und Photographien und geben Kunde von fröhlichen Erlebnissen.
Grosse Sorgfalt wurde immer auch auf die Vereinsvorstellungen verwendet. Sie sollten die Mittel für den Vereinshaushalt bringen. Oft wurden sogar auswärtige Turner eingeladen, die das turnerische Programm in schöner Weise bereicherten. Man wagte sich auch an recht grosse Theaterstücke und erreichte ganz gute Leistungen. Mit wenig Ausnahmen waren finanzielle Erfolge beschieden, besonders bei Gartenfesten. Soweit es dem Turnverein irgendwie möglich war, nahm er an den oberländischen, kantonalen und eidgenössischen Veranstaltungen teil. Wir verweisen hier auf die Zeittafel. Das bedingte natürlich, dass auch die von den Verbänden angesetzten Kurse besucht werden mussten.
Dem turnerischen Vorunterricht schenkte man von jeher grosses Interesse, und in den letzten Jahren fanden regelmässig die Prüfungen zur Erlangung des Turn- und Sportabzeichens statt.
Eine Landsektion hat es ziemlich schwer, ihre Einzelturner auf die Höhe zu bringen. Wohl können die Turner grossen Eifer zeigen und alle Kurse besuchen, aber zu Hause fehlen wieder die rechten Uebungsplätze und vorab die guten Vorbilder, die jede Turnstunde zur Nachahmung anspornen. So haben denn die Kunst- und Nationalturner, die Kränze nach Frutigen brachten, ihr Rüstzeug anderswo geholt. Einige «Nationale» haben als Schwinger das begehrte Laub heimtragen können. Die jüngste Turngattung, die Leichtathletik, hat bis jetzt die schönsten Erfolge zu verzeichnen, indem die beiden Brüder Zbären mit ziemlich hohen Punktzahlen bis zu eidgenössischen Ehren gelangt sind.
Die Zahl der Kranz- und Zweiggewinner in den 50 Jahren ist nicht sehr gross; umsomehr glauben wir, sie hier mit Namen nennen zu dürfen.
Kunstturnerkränze | Schwingerkränze | Nat.-Tumerkränze | Leichtathl.-Kränze |
von Känel Albrecht Baumberger Otto Bircher Eduard Zbinden Walter |
von Känel Adolf von Känel Arnold Schneider Peter |
Stöckli Karl Straub Alois |
Zbären Hans Zbären Manfred |
Zweige | Zweige | Zweige | |
Zürcher Arthur Fürer Willy Lienhardt Hans Josi Emil Zürcher Werner Klossner Jakob Reichen Robert Pletscher Richard Stucki Paul |
Thierstein Ernst Kämpf Hans Schmid Gottlieb |
Lienhardt Werner Zobrist Heinz Stucki Otto |
Erstmals im Jahre 1919 wurde die Bildung einer Jugendriege angestrebt. Es zeigten sich jedoch bedeutende Schwierigkeiten; die grösste bestand darin, dass keine passenden Uebungsplätze vorhanden waren. Eine Turnhalle gab es noch nicht, und Hotelsäle hielt man nicht gerade für den richtigen Aufenthalt von Knaben. 1931 konnte dann der Plan verwirklicht werden. Man wollte den Buben, die viel freie Zeit und Freude am Turnen hatten, Gelegenheit geben, sich noch etwas mehr als bisher darin zu betätigen. Gleich am Anfang meldeten sich 35 Knaben, und an der Einweihungsfeier für das neue Schulhaus und die Turnhalle zeigten sie mit grossem Eifer ihre Freiübungen. Auch am oberländischen Turnfest 1935 wirkten sie mit, und im Festbericht heisst es: «Zuerst zeigte die Jugendriege des Turnvereins Frutigen, die für ein Bergdorf eine stattliche Zahl Jünglinge aufwies, Fahnenschwingen. Die freien Vorführungen fanden ein dankbares Publikum und jung und alt erfreute sich an den schneidig ausgeführten Uebungen der Jugendriege, sowie am Gesang der Sekundarschüler.»
Heute zählt die Jugendriege 24 Knaben. Die Uebungen werden am Samstag nachmittag abgehalten. Ein verantwortlicher Leiter und verschiedene Helfer teilen sich in die nicht ganz leichte Aufgabe, die Knaben zu betreuen. Eine Jugendriegekommission, bestehend aus Vertretern der Schulbehörden und der Lehrerschaft, wacht über den ganzen Betrieb.
Nicht alle Knaben werden später Aktivturner, aber eine schöne Zahl recht guter Turner hat den ersten Ansporn in der Jugendriege erhalten.
Als Leiter haben bisher gewirkt:
1931 - 1935 Trachsel-Keller Gottlieb, Lehrer
1936 -1937 Zürcher Arthur, Drogist
1938 Vogel Fritz, Pierrist
1939 - 1943 Josi Emil, Pierrist
1944 Trachsel-Schmutz Gottlieb, Lehrer
1945 - Klossner Jakob, Schlosser
Am 24. Februar 1909 gab der Bürgerturnverein Frutigen sein Einverständnis zur Gründung einer Männerriege mit dem Wunsche, diese möchte sich ihm als Untersektion anschliessen. Die Riege aber meldete zurück, dass sie völlig unabhängig bleiben wolle und ihr Hauptziel darin sehe, die beiden Turnvereine wieder zu vereinigen. Dies gelang ihr auch an einer gemeinsamen Versammlung am 29. April 1909 in der «Helvetia». Damit scheint ihre Aufgabe erfüllt gewesen zu sein; man hörte nichts mehr von ihr.
Eine etwas längere Lebensdauer wies die zweite Männerriege auf. Sie kam mit der Turnhalle als loses Gebilde und war dem Turnverein nicht angeschlossen. Als Obmann amtete Herr Oberförster Lombard und als Turnleiter Sekundarlehrer Hans Schweizer. Eine Zeitlang wurde recht tüchtig geturnt und gespielt, sogar alte Männer fanden den Weg zur Turnhalle. Aus uns unbekannten Gründen löste sich die Riege im Jahr 1935 wieder auf.
Am 14. Januar 1936 wurde dann die noch heute bestehende Männerriege als Untersektion des Turnvereins Frutigen ins Leben gerufen. Sie steht auf solider Grundlage. Jedes Mitglied ist zugleich Passivmitglied der Aktivsektion. Durch ein möglichst abwechslungsreiches Turnprogramm soll dem verschiedenen «Können» und «Mögen» Rechnung getragen werden. Die Pflege der Geselligkeit kommt ebenfalls nicht zu kurz. Wenn einzelne Mitglieder bis zu 100 % Anwesenheit an den Uebungen aufweisen können, so ist das für diese kein schlechtes Zeugnis.
Obmänner:
1936 Anderegg Fritz
1940 Bagartner Fritz
1944 Kambly Jean
1946 Werder Max
Leiter:
seit 1936 Trachsel-Keller Gottlieb, Lehrer
Bestand 1948:
Anderegg Fritz, Abbühl Fritz, Bach Fritz, Brügger Hans, Allenbach Eduard, Bircher Eduard, Bourloud Edm., Germann Robert, Haug Robert, Hari Hans, Müller Edwin, Mürner Adolf, Kambly Jean, Kummer Rudolf, Steiner Fritz, Zobrist Alfred, Ruoff Wilhelm, Wandfluh Adolf, Trachsel-Keller G., Trachsel Fritz, Zürcher Emil, Werder Max, Trachsel-Schmutz G.
Seit 1926 besteht in Frutigen auch ein Frauenturnverein. Derselbe ist dem Turnverein Frutigen nicht angeschlossen, wohl aber dem oberländischen Frauenturnverband. In jüngster Zeit sind Bestrebungen im Gange gewesen, die Damenriege dem Aktivverein als Untersektion anzugliedern. Gemeinsame Vorführungen haben auch schon stattgefunden.